|
|
Do 26. Mai
|
Ekaterina Ilin
|
Nichtgleichgewichtsthermodynamik: Entropieproduktion
|
Was sind die wesentlichen Unterschiedene zwischen der klassischen Gleichgewichts-Thermodynamik und der Beschreibung von Nichtgleichgewichtssystemen? Um diese Frage beantworten zu können, wollen wir uns zunächst phänomenologisch und anhand anschaulicher Beispiele dem Begriff der Entropieproduktion nähern.
Davon ausgehend schlagen wir die Brücke hin zur statistischen Physik, insbesondere zur kinetischen Theorie und werfen einen Blick auf die Verbindungen zwischen mikroskopischer Physik und makroskopischen Phänomenen.
Am Beispiel von Byung Chan Eus "nonequilibrium ensemble method" werden schließlich die Herausforderungen sichtbar gemacht, die mit dem Anknüpfen einer konsistenten Theorie an die Phänomenologie der Thermodynamik einhergehen.
Literatur:
B. C. Eu, "The Boltzmann equation and nonequilibrium ensemble method", J. Chem. Phys. 103, 10652-62 (1995).
N. A. Hall, "Nonequilibrium thermodynamics", J. Appl. Phys. 24, 819-25 (1953).
|
Mi 08. Jun
|
Stefen Zeiske
|
The Casimir effect: from quantum to critical fluctuations
|
Zuerst wollen wir uns mit dem Casimir Effekt in seiner
allgemeinen, quantenmechanischen Bedeutung beschäftigen und
dabei die Frage klären, wie die gegenseitige Anziehung zweier
paralleler, ungeladener, perfekt leitender Metallplatten im
Vakuum aufgrund von quantenmechanischen Fluktuationen zu
verstehen ist. Im Anschluss gehen wir zum Casimir Effekt bei
Phasenüberängen, wo entsprechende Fluktuationen nicht
mehr quantenmechanischer sondern thermodynamischer Natur sind,
und auf dieser Grundlage eine kurze Gegenüberstellung erarbeiten.
Zum Schluss wollen wir ein Experiment diskutieren,
wo der thermische Casimir Effekt mit Hilfe der Brownschen Bewegung
von Kolloiden untersucht wird. Schwerpunkt soll dabei auf der
theoretischen Bestimmung der Casimir Kraft liegen.
A. Gambassi,
"The Casimir effect: From quantum to critical fluctuations",
J. Phys.: Conf. Ser. 161 (2009) 012037.
|
Do 09. Jun
|
Julien Gout
|
Dynamical system prediction with machine learning
|
Das Verhalten dynamischer Systeme vorherzusagen ist eine Kernaufgabe der
Physik. Ein wesentlicher Bestandteil ist die Formulierung geeigneter
mathematischer Modelle, zumeist in Form von Differentialgleichungen. In den
letzten drei Jahrzehnten gab es verstärkte Bestrebunge, Methoden aus der
künstlichen Intelligenz, insbesondere dem maschinellen Lernen,
für die Formulierung solcher mathematischen Modelle einzusetze.
Quade, Abel und Kollegen habe kürzlich
einen neuartigen Ansatz für die Rekonstruktion und Vorhersage
(nichtlinearer) dynamischer Systeme vorgestellt [1]. Sie
nutzen hierzu insbesondere "genetische Programmierung", eine Methode der
symbolischen Regression aus dem Gebiet des maschinellen Lernens [2,3]. Der
Vortrag gibt eine kurze Einführung in genetische Algorithmen
und soll außerdem grundsätzliche Fragen zur öglichkeit der Rekonstruktion
(unbekannter) dynamischer Systeme aus Zeitreihen von Messdaten
anreißen.
Als Fallbeispiel dient das im vorgestellten Paper untersuchte System aus
FitzHugh-Nagumo Oszillatoren.
[1] M. Quade, M. Abel et al., "Prediction of Dynamical Systems by Symbolic
Regression", arXiv:1602.04648 (2016)
[2] S. Luke, Essentials of Metaheuristics, 2nd Ed. (Lulu 2013)
[3] P. Winston, Lecture 13. Learning: Genetic Algorithms, Machine Learning
Course, Fall 2010. (Massachusetts Institute of Technology: MIT OpenCouseWare),
http://ocw.mit.edu/6-034F10
|
Mi 15. Jun
|
Dennis Mayer
|
Quanten-Messung und Entropie —
the physics of forgetting
|
Leo Szilards Habilitationschrift "Über die Entropieverminderung in einem
thermodynamischen System bei Eingriffen intelligenter Wesen" (1929) gilt als
erste Veröffentlichung, in der Konzepte der Informationstheorie und Physik
miteinander verknüpft wurden. In dem Vortrag wird die Verbindung zwischen
Informationsgewinn und Entropieerzeugung aufgezeigt. Zu Beginn wird dazu die
Shannon-Entropie als Maß für den Informationsgehalt einer Nachricht bzw.
eines Zustandes eingeführt. Anhand des Maxwellschen Dämons wird
anschließend das Landauer-Prinzip erläutert, das die Begriffe der
Information und der thermodynamischen Entropie miteinander verknüpft.
Abschließend wird der Entropiehaushalt bei Quantenmessungen diskutiert.
Literatur:
E. Lubkin, "Keeping the Entropy of Measurement: Szilard Revisited",
Int. J. Theo. Phys. 26(6), 523-35 (1987)
M.B. Plenio, V. Vitelli, "The physics of forgetting: Landauer's erasure
principle and information theory", Contemp. Phys. 42(1), 25-60 (2000)
|
Do 16. Jun
|
Thomas Seidler
|
Quantum cosmology for pedestrians
|
Gängige kosmologische Modelle sagen eine Expansion des Universums voraus.
Rechnet man zum Zeitpunkt des Big Bang zurück, resultiert daraus jedoch eine
Singularität. In der Frühphase seiner Evolution war die Ausdehnung des
Universums vergleichbar mit Skalen, in denen die Quantentheorie angewendet werden
muss.
Um also Quantenphysik und Allgemeine Relativitätstheorie zusammenzubringen,
werden wir zunächst die Grundzüge der Friedmann-Robertson-Walker Kosmologie
behandeln und mittels kanonischer Quantisierung ihrer Grundgleichung die
Wheeler-DeWitt Gleichung herleiten. Die Evolutionsgleichung eines solchen
Universums gleicht formal einer eindimensionalen zeitunabhängigen
Schrödingergleichung. Damit kann die Wellenfunktion für ein gesamtes
Universum berechnet werden. Auf dieser Grundlage werden wir sehen, dass eine
endliche Wahrscheinlichkeit besteht, dass das Universum durch den Tunneleffekt
aus einem "kosmologischen Nichts" [1] in seine Existenz kommt.
Literatur:
[1] D. Atkatz, "Quantum cosmology for pedestrians",
Am. J. Phys. 62, 619-27 (1994).
|
Do 23. Jun
|
Tino Götzke
|
Random walk with shrinking steps
|
Der Random Walk (Irrweg) ist ein mathematisches Modell für stochastische Prozesse mit
unabhängigen Zufallschritten. Neben Brownscher Molekularbewegung und Diffusion, als bekanntesten Beispielen, findet der Random Walk auch Anwendung in Modellen für die Nahrungssuche von Tieren, für Börsenkurse sowie für Erfolgsaussichten von Glückspielen. Interessante mathematische Eigenschaften des Random Walk variieren dabei stark, abhängig von der gewählten Dimension und der zugrunde liegenden Verteilung für die Schritte. Im Vortrag werden die Eigenschaften eines 1-dimensionalen Random Walks mit sich stetig verkürzenden Schritten betrachtet. Dabei liegt die Aufmerksamkeit auf der Wahrscheinlichkeitsverteilung für den Endpunkt in Abhängigkeit vom Schrumpffaktor der Schritte. Unter anderem werden dabei Selbstähnlichkeit, Cantor-Menge und Singularitäten eine Rolle spielen.
Literatur: P. L. Krapivsky and S. Redner,
"Random walk with shrinking steps",
Am. J. Phys. 72, 591 (2004).
|
Mi 29. Jun
|
Manuel Frey
|
Selbstähnliche Dynamik von Proteinen über viele Zeitskalen
|
Proteine sind komplexen Wechselwirkungen mit ihrer Umgebung sowie den Proteindomänen untereinander ausgesetzt. Das hat zur Folge, dass sie sich permanent im nicht-Gleichgewicht befinden und zwei gleiche Proteine fast nie in ihrer exakten äußeren Erscheinung und damit auch biologischen Wirksamkeit übereinstimmen. Simulationen zur Moleküldynamik konnten dieses experimentell beobachtete
Phänomen nun auch auf sehr kleinen Zeiten bestätigen, woraus auf eine Selbstähnlichkeit der Proteindynamik über viele Zeitskalen geschlossen wird.
Die Dynamik kann zudem als nicht-ergodisch beschrieben werden, da die mittleren Wartezeiten zwischen den Bewegungen des Moleküls mit zunehmender Beobachtungszeit des Systems divergieren; man bezeichnet dies auch als Alterungsprozess. Eine theoretische Beschreibung dieses individuellen Verhaltens ist durch einen zeitkontinuierlichen Random Walk auf der Energielandschaft des Systems möglich.
Literatur:
Xiahu Hu et al., "The dynamics of single protein molecules is non-equilibrium and selfsimilar over thirteen decades in time", Nature Phys. 12, 171–74 (2016);
Eli Barkai, Yuval Garini und Ralf Metzler, "Strange kinetics of single molecules in living cells", Physics Today 65(8), 29 (2012)
|
Do 30. Jun
|
Janjenka Szillat
|
The apparent „super-Carnot“ efficiency of hurricanes
|
In dem Vortrag wird es um die Wirkungsweise von Orkanen gehen,
welche ihre Energie aus
dem Wärmebad des tropischen Ozeans und dem Kältebad der Tropopause
in der Atmosphäre ziehen. In einzigartiger Effizienz können sie
scheinbare „super-Carnot“ Wirkungsgrade mit Werten größer als
eins erzeugen. Es wird sich zeigen, warum dies dennoch nicht im
Widerspruch zu den thermodynamischen Hauptsätzen steht, und der
tatsächliche Carnot-Wirkungsgrad nicht überschritten wird.
Mit
der Umsetzung der vom Orkan gewonnen Erkenntnisse auf
Wärmekraftmaschinen, werden schließlich zwei interessante Konzepte
vorgestellt, wie es auch mit Wärmekraftmaschinen möglich ist,
sowohl scheinbare „super-Arbeit“ als auch einen scheinbaren
„super-Carnot“-Wirkungsgrad zu erzielen.
Literatur: J. Denur, "The apparent 'super-Carnot' efficiency of Orkans: Nature's steam engine versus the steam locomotive", Am. J. Phys. 79(6), 631–42 (2011).
|
Mi 06. Jul
|
Maria Kegeler
|
Wie schnell sich Organismen bewegen können:
von Bakterien zu Elefanten und Walen
|
Trotz der großen Vielfalt und unterschiedlichen Komplexität von
Leben auf der Erde, laßen sich aufgrund der Universalität der
physikalischen Gesetze einfache Skalierungen finden, wobei artspezifische
Details vernachlässigt werden können. Wir werden uns dem
näherungsweise linearen Zusammenhang zwischen Maximalgeschwindigkeit und
Körpergröße einer großen Anzahl von rennenden und
schwimmenden Lebewesen widmen, der für Mikroorganismen bis hin zu den
größten Säugetieren gilt. Dafür machen wir eine
Dimensionsanalyse, basierend auf drei grundlegenden Eigenschaften, die die
Leistung von Organismen beschränken: Ihrer Dichte, der angewendete Kraft
pro Wechselwirkungsfläche und der maximalen Rate des Energieverbrauchs pro
Maßeneinheit. Am Ende schauen wir uns außerdem kurz zwei Ausnahmen
der Relation zwischen maximaler Geschwindigkeit und Länge an: sehr
große Lebewesen, bei denen das Verhältnis tendenziell absinkt, und
fliegende Lebewesen.
Literatur: N. Meyer-Vernet, J.-P. Rospars,
"How fast do living organisms move: Maximum speeds from bacteria
to elephants and whales",
Am. J. Phys. 83(8), 719-22 (2015).
|
Mi 13. Jul
|
Ines Mayan
|
EPR paradox and Bell's inequality
|
In this talk, the Einstein-Podolski-Rosen (EPR) Paradox and its thought
experiment will be explained, as well as Bell's inequality and its baffling
outcome. In 1935 EPR argued that quantum theory is incomplete since it does not
predict the definite outcome of a measurement. To be complete, quantum theory
must contain so called 'hidden variables', EPR said. Thirty years later
Bell constructed a thought experiment about the measurement of two entangled
photons. Bells prediction about the outcome of this experiment seems perfectly
conclusive, yet quantum mechanics makes a different prediction – which is
experimentally confirmed. Before getting exasperated by this paradox, the talk
will last but not least take a look at the steps that led to the common sense
prediction of Bell to find out what the minimal assumptions behind Bell's
inequality are. Come and enjoy this philosophical-physical journey.
Literature: Guy Blaylock,
"The EPR paradox, Bell's inequality, and the question of locality",
Am. J. Phys. 78(1), 111 (2010).
|
Mi 13. Jul
|
Alexander Putz
|
Kaustiken von Materiewellen und Katastrophentheorie
|
Die sogenannte Katastrophentheorie findet heutzutage in vielerlei Hinsicht
Anwendung in der Natur. Dabei geht es weniger um Naturkastrophen als um das
unstetige Verhalten eines Systems bei geringer Änderung der beschreibenden
Parameter. Nichtsdestotrotz können sich stabile (Dichte)Strukturen in
diesem System ausbilden, die auch bei Änderung der beschreibenden Parameter
nicht verschwinden. Genau diese Beschreibung kann man sich zunutze machen, um
Kaustiken zu verstehen, die hellen Strukturen, die etwa Lichtstrahlen in
einem Wasserbecken erzeugen. Kaustiken lassen sich vielseitig in jeder
Art von Strahlenoptik finden.
Im Vortrag werden wir uns die Grundlagen der Katastrophentheorie aneignen und
auf ein Experiment eingehen, in welchem mithilfe katastrophischen Verhaltens
Kaustiken von Materiewellen in verdünntem Rb Gas erzeugt wurden.
Literatur: S. Rosenblum & al., "Demonstration of fold and cusp
catastrophes in an atomic cloud reflected from an optical barrier in
the presence of gravity", Phys. Rev. Lett. 112, 120403
(2014).
|
Do 14. Jul
|
Erik Romanowsky
|
CO2-Beitrag zum Treibhauseffekt der Erde
|
Das Klima auf der Erde wird unter anderem durch die Zusammensetzung der
Luft beeinflusst. Ändert sich die atmosphärische Zusammensetzung, so
ändern
sich auch ihre Strahlungseigenschaften. In einer Welt mit steigenden
CO2-Konzentrationen ist es von Bedeutung die Auswirkungen einer veränderten
Luftzusammensetzung und den individuellen Beitrag einzelner Komponenten,
insbesondere den von CO2 abschätzen zu können. In diesem Vortrag wird der
Treibhauseffekt für eine idealisierte Erde mit einer gemittelten
Oberflächentemperatur erklärt. Weiterhin werden mittels grundlegender
physikalischer Prinzipien einfache Modellansätze zur Abschätzung des
Beitrages von CO2 entwickelt und diskutiert.
Literatur:
D. J. Wilson und J. Gea-Banacloche,
"Simple model to estimate the contribution of atmospheric CO2 to
the Earth's greenhouse effect", Am. J. Phys. 80 (2012) 306;
Raymond T. Pierrehumbert,
"Infrared radiation and planetary temperature", Physics Today
64(1), Januar 2011
|
|
|
|